Art Off
Kultursommer 2021
Rundgang West
01
Christian F. Kintz: Weg-Weiser
Eine Bodenintervention, ab dem 2.9.21 auf dem FRISE Hof, als im wahrsten Sinne weg-weisender künstlerischer Eingriff. Soll an mehreren Stellen auf dem Gelände des Künstler*innenhauses FRISE eine Bodenarbeit entstehen. Als Sichtbarmachung des auf den ansonsten nicht wahrgenommenen Bodens, auf dem wir stehen und flüchtig gehen, markiert und lenkt diese den Witterungen ausgesetzte, ephemere farbliche Bearbeitung die Schritte und Blicke der Flanierenden, Passierenden und Vorbeihuschenden. Mit der Zeit wird die künstlerische Arbeit von der Witterung und auch von den darüberlaufenden Füßen abgetragen. So ist sie dem Lauf der Dinge und der Zeit ausgesetzt und markiert diese durch ihr sich veränderndes Erscheinungsbild.
02
Eva Riekehof: Dreh den Bierfilz
Auf den Tresen verschiedener Kunstorte und anderen dazwischen gelegenen „Eckkneipen“ liegen Bierfilze aus, die mit einer Anweisung dazu einladen, ein gegenwärtiges Statement zu zeichnen. Die Aktion nimmt die langsam verschwindende Gesprächskultur auf dem Bierfilz auf. Es wird weitergekritzelt und ausgetauscht. Orte u. a.: FRISE, Faktor, Kunstimbiss, Cantina Fux, Ecke Haubach- / Julius-Leber-Straße.
03
Franziska Opel: Story of, „Ein lebendiges Zeichen“
Auf dem betonierten Parkplatz der Frise soll ein grünes überdimensionales Wappen (150 x 210 cm) liegen. Es handelt sich dabei um eine Wappenform aus Stahl. In dem Emblem befindet sich Rasen, der sich über die Witterungsverhältnisse gegebenenfalls verändern wird. Auch ist dem Betrachter unklar ob man es begehen/darin liegen kann oder nicht. Wenn man sich hineinlegt wird man direkt Teil eines Zeichens. Hier werden Fragen nach Zugehörigkeit, Vergangenheit und Zukunft aufgemacht.
04
Hinrich Gross: Sand in Licht
eine Bodenprojektion, Eulenstr. 31–35 / Arnoldstr. 20, 22765 Hamburg-Ottensen, Motte Spielpark, durchgehend zu sehen. Der Schriftzug SAND IN LIGHT wird projiziert auf den Sand eines öffentlichen Spielplatzes. Man wird feststellen, dass man liest, was man sieht, der Inhalt bildet die Form. Aus sprachlich-stilistischer Sicht handelt es sich um ein Anagramm, eine besonders im Barock beliebte poetische Figur. Damals wie heute mögen dabei manche einen Ruf aus der Ferne vernehmen: Land in Sicht!
05
Ole Henrik Hagen: Oda’s Blumen
Eine Neonskulptur in Form eines stilisierten Blumenstraußes schwebt über dem FRISE Hof.
2.9.–5.9. ganztägig zu sehen.
06
Rahel Bruns: Festes Versprechen
eingebrannte Sprache, Brennbare Fundstücke, Teile von Bauholz, weggeworfene Kartons, Paletten etc. werden von mir so lange belauscht, bis ich aufschnappe was sie – so herumliegend – den ganzen Tag hören. Worte, Wort,- oder Satzfetzen davon werden den Objekten im Atelier eingebrannt um sie daraufhin wieder an ihrem Stammplatz entlang des Westwalks auszulegen, wo sie von den Besucher*innen des Rundgangs entdeckt werden können. Wie vergänglich oder wirkmächtig ist Sprache? Was brennt sich ein?
07
Sylvie Réno, Blandine Herrmann, Fred Clavère
Zwischen der Bushaltestelle Neumühlener Kirchenweg, entlang am Donnerspark. Deutsch – französische Playlist, Malerei, Zeichen: Resonanz Muster auf 50 x 50 cm Beton. (mit S. Mohr: Passage – Hamburg – Marseille)
08
Sabine Mohr: re:nature, by the way
eine Quelle am Wegesrand, zwischen Elbtreppe und Busstation Neumühlener Kirchenweg Bus 13. An der Grenze zwischen Natur und Beton am zur Straße hin abfallenden Park entspringt eine Quelle. In Kaskaden herabfallend bildet sie einen kleinen Wasserfall, der sich in ein halbnatürliches Bassin ergießt. Ein kleines Biotop mit Brunnenkresse und anderen wilden Pflanzen ist hier entstanden. Das glasklare Wasser mündet in einer Rinne verschwindet letztendlich in einem Siel. Unbeachtet von den Passanten ist hier eine poetische, ja zauberhafte Situation entstanden, die manchmal sogar von einem Entenpärchen aufgesucht wird. Gleich daneben beginnt die Betonwüste der neueren Elbbebauung. Die Rinne wird gesäubert und die Wasserfall-Situation durch eine kleine Installation zelebriert. Parallel dazu wird ein Film dieser Szenerie im Außenraum des Künstler*innenhaus FRISE projiziert. Die Künstlerin ist am 4.9. und 5.9. von 12–13 Uhr vor Ort.
09
Thomas Schlottmann: Agharta # 2
eine Wegstrecken-Serie. Auf einer Strecke zwischen dem Künstler*innenhaus FRISE und dem Kunstraum Frappant wird eine Serie von abstrakten Bildern den Spaziergänger zwischen den Orten begleiten. Die Serienformate und Präsentationsformen sind von Bild zu Bild unterschiedlich und einige Miniaturen werden nur dem suchenden Auge gewahr werden. Die Serie „Agharta“ besteht aus Langzeit-Belichtungen von fliegenden Leuchtdioden aus einer Installation des Künstlers Takeshi Sasaoka, der im Zuge eines Künstleraustausches zwischen der FRISE und der Hamburger Partnerstadt Osaka in der FRISE ausgestellt hatte. Die Wegstrecken-Serie steht u.a. für die globale Verbundenheit der Künstler.
10
Sylvia Schultes: Ausschlag
Wandgemälde auf der FRISE Nordwand. Zum Kultursommer 2021 werden von Sylvia Schultes Teile der Nordfassade der FRISE bemalt die direkt auf einen Spielplatz zeigt. Er wird von vielen Anwohnern als Durchgang genutzt und dient im Sommer den Familien als Treffpunkt. Diese Wand wurde kürzlich Rosa gestrichen und hat im oberen Teil den blauen Schriftzug FRISE. Die Wandbemalung spielt mit dem rauen Putz und der dominanten Grundfarbe.
Ort: Frise Nordwand Motte Spielplatz, ab jetzt ganztägig zu sehen.
11
Uli M. Fischer: Von den Wassern
Wasserläufe durchströmen die gesamte Erdoberfläche, manche sichtbar als Bäche oder Flüsse, manche suchen sich im Untergrund unsichtbar ihre Wege. Auch unter den stark versiegelten Flächen einer Großstadt fließen diese Wasserläufe. Die wenigen Stellen, an denen sie sichtbar werden, werden meist im Rahmen der städtischen Wohnraumverdichtung zugeschüttet und überbaut. Das Wasser bleibt jedoch, es durchströmt weiterhin den Untergrund. Es schert sich nicht um uns und die Versiegelung der Oberflächen, es sucht sich seine eigenen Wege und nagt an den Fundamenten unserer verbauten Zukunft.
Ort: Winterstraße 2, 22765 Hamburg, 3.–5. September 15–20 Uhr
12
Youssef Tabti: Walking in Circles
Unterwegs mit der Polaroïd-Kamera“, 3.–5. September auf dem FRISE Hof. Ziel des Projektes ist ohne Plan mit eine Polaroid-Kamera durch die Straßen in Altona sich treiben zu lassen, Augen offenhalten und so den eigenen Stadtteil neu kennenlernen. Besonders natürliches Sonnenlicht kommt die Fotos zugute. Normale Sofortbildkameras haben ein Objektiv zwischen 50 und 60 Millimetern Brennweite. Das heißt, sie nehmen ungefähr das auf, was man mit den Augen sehen kann. Daher sind folgende Motive perfekt: kleine Stillleben,Detailaufnahmen. Die Fotos werden im Hinterhof an den Wänden des FRISE-Künstler*innenhaus aufgehängt.
ABZ Open Air-Filmprogramm
2. bis 5. September | 20.30–23 Uhr
Das Abbildungszentrum zeigt an drei Abenden Filme aus eigener Produktion und Filme befreundeter Filmemacher*innen. Zu sehen und zu hören sind kurze und mittellange Filme, Dokumentar- und Spielfilme, Premieren, Wiederaufführungen, eine Filmbuchvorstellung mit Beispielfilmen, Lehrfilme, Filme fürs Netz, Reisefilme und Filme, die noch in der Entstehung sind. Ein Blick hinter die Kulissen.
Donnerstag
Ich sehe was, was Du nicht siehst (30 min)
Uli M. Fischer
Ein Film über die Frühzeit der Fotografie. Der Film zeichnet die Biografien zweier Künstler nach, die mit der Erfindung der Fotografie, zu tragischem Ruhm gelangen. Erste Ausschnitte.
Kino und Bewegung – ein Dialog (40 min)
Hans-Jörg Kapp und Jörn Staeger
Auch wenn das Medium Kino ursprünglich als Motion Pictures benannt wird – wie wichtig ist das Gestaltungsmittel der Bewegung für das jüngere Kino? Hans-Jörg Kapp stellt sein jüngst erschienenes Filmbuch Motion Picture Design vor und spricht mit Jörn Staeger über dessen Film Velo Mysterium (2013, 6 min). Zu Velo Mysterium: „Eine Hommage an das Fahrradfahren als experimentelles Filmgedicht über die Symbiose von Mensch und Drahtesel. Der Betrachter durchfährt drei Zustände: Das Fahrrad als Raumschiff, als Körpermaschine und als Zeitrad.“
Transit Exil Immigration (30 min)
Doro Carl
Vorstellung der Website www.transit-exil.de mit Langzeitportraits ehemals Gefüchteter. Dabei geben Geflüchtete Einblick in ihre Erfahrungen in Deutschland. Aufbauend auf die Dokumentation ihrer Erzählungen von 2011 bis 2016 sind mit einem Abstand von 5 Jahren noch einmal die jeweiligen filmischen Portraits fortgesetzt und erweitert.
Zwischensprachen _ Statements + Videodolmetschen (15 min)
Andreas Theurer
ZwischenSprachen-Webseiten und Lehrfilme versorgen Fachkräfte, Sprachmittler_innen, Dolmetscher_innen, Akteur_innen und Interessierte rund um das Thema Dolmetschen mit relevanten Inhalten.
Freitag
Le Modéle Optique (7min)
Wiebke Schwarzhans
Das Set eines fiktiven Fashion-Fotoshootings. Drei Körper in schwarzen Blousons agieren mit Nelken, einer Vase und verschiedenen Spiegeln. Sie scheinen einer Choreografie zu folgen, die um Variationen eines physikalischen Experimentes kreist. Eine optische Illusion entsteht. On- und Off-Stage verschwimmen. Zwei weiblich klingende Stimmen kommentieren allwissend und mit kryptischen Botschaften das Geschehen. LE MODÈLE OPTIQUE ist ein Film, der in subtilen Gesten über Femininitäten und den Gloss von Bildern nachdenkt.
You Know some Birds (45 min)
Regine Steenbock
Eine filmische Annäherung an die physische und metaphysische Welt der Miao aus der chinesischen Provinz Guizhou. Die bewegte und detailreich beobachtende Kamera nimmt unmittelbar daran teil wie etwa eine Gruppe von jungen Männern einen Wettstreit mit männlichen Singvögeln austrägt, der Art und Weise wie ein Musikinstrument gebaut, Reis gepflückt, eine Kuh geschlachtet, das Neue Jahr gefeiert oder eine verstorbene Dorfbewohnerin ins Reich der Vorfahren überführt wird.
Bis die Gestapo kam – das Chinesenviertel (60 min)
Bertram Rotermund und Rudolf Simon
Der Film begibt sich auf Spurensuche nach dem ehemaligen „Chinesenviertel“ auf St. Pauli das am 13. Mai 1944 durch die gewaltsame “ Chinesenaktion“ der Gestapo ausgelöscht wurde. 130 chinesische Männer wurden damals festgenommen, misshandelt und monatelang im Arbeitserziehungslager „Langer Morgen“ im Hamburger Hafen inhaftiert.
Die Filmemacher sprechen mit zahlreichen Zeitzeug*innen, die sehr eindrücklich von ihren Erlebnissen und Erinnerungen an die chinesische Community in St.Pauli der Kriegs- und Nachkriegszeit berichten.
Samstag
Das Bild, eine Annäherung in fünf Kapiteln (6 min)
Karin Haenlein + Gabriele Schwark
Bilder sind in unserer heutigen Welt allgegenwärtig. Wir Menschen produzieren und rezipieren mehr Bilder als jemals zuvor in der Geschichte. Angelegt in fünf Kapiteln untersucht der Kurzfilm auf experimentelle Weise den Umgang mit analogen und digitalen Bildern. Wie verändert sich unser Blick auf die Welt und unsere Praktiken angesichts der Masse an Bildern?
Die Diebin. 1992 (24 min., Wiederaufführung)
Uli M. Fischer
Ein Kunstliebhaber, eine Diebin und ein Passant geraten auf scheinbar schicksalshafte Weise auf die gleichen Wege. Ein filmisches Fragment.
Memory Berliner Zimmer (9 min., Premiere)
Jörn Staeger
Ein Erzähler führt den Betrachter in die verschwundene Welt eines Berliner Hinterhofs während der Zeit des Kalten Krieges. Dann wandert der Blick zu drei exponierten Gebäuden West-Berlins, die ihren Untergang wie auch ihre Auferstehung erlebt haben. Nach und nach verbinden sich die Orte mit den Erlebnissen des Autors.
Vom Wind, (7 min., Premiere)
Jörn Staeger
Ein Filmgedicht über Wind.
Saisonale Gäste (14 min.)
Doro Carl
Der Weg zur Insel Neuwerk führt durch das Watt. Eine Zwischenwelt aus Ab- und Anwesenheit, Wasser und Land. Aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeiträumen nähert sich der essayistische Kurzfilm dieser Übergangszone an.
Bom Dia Corvo (51. min, Premiere)
Anders Lang
Woher bekomme ich eine Schraube? Mein Nachbar hat eine, doch mit dem hab‘ ich mich gestern gestritten. Das ist ein großes Problem, wenn man isoliert mitten im Atlantik auf einer kleinen Insel am westlichsten Rand Europas lebt. Auf Corvo. Es gibt einen fantastischen Vulkankrater, der manche Gäste lockt und einen Flughafen am Rande der kleinen Stadt. Doch wer hierher kommt, bleibt kaum länger als einen Tag. Und verpasst Geschichten von Piraten, einer Heiligen und einer ganz besonderen Gemeinschaft. Die 440 Einwohner*innen halten auf dem Mini-Eiland zusammen – so gut es geht. Und letztlich lässt sich immer irgendwo eine passende Schraube finden…
Weitere Infos: art-off-hamburg.de
Gefördert im Rahmen des Kultursommers Hamburg